AktualisierungSeptember 2006
In den Kimberleys
von uschi christl
30. August, von Broome in die Kimberleys
Vorfreude
Das Glück der Reise von der Westküste in die Kimberleys liegt vor allem in der funktionierenden Klimaanlage. Am Abend ein Standplatz an einem kleinen See, der als Viehtränke dient. Und sonst: Die Vorfreude auf die Kimberleys. Nur weil wir die Kimberleys und das Northern Territory noch vor der Wet-Season erleben wollen, sind wir so schnell nach Norden gezogen. Abgesehen davon, dass wir der Betriebsamkeit der Westküste entkommen wollen.
31. August, Fitzroy Crossing
Endlich in Australien. Aboriginees I.
Wir sind in Australien angekommen. Fitzroy Crossing, im Süden der Kimberleys "is a real outback town", wie in einem Reiseführer zu lesen ist. Außerdem ist es eine Stadt mit großem Anteil an Aboriginees unter den Einwohnern. Wie in vielen anderen Städten auch, sieht man die indigene Urbevölkerung Australiens vor dem Shopping Centre in der Wiese oder auf der Straße sitzen und mit ihren Hunden umherspazieren. Und trinken. In Fitzroy Crossing gibt es einen eigenen Park, der als "area for drinking" ausgeschildert ist, während in anderen Teilen der Stadt das Trinken verboten ist. Es ist ungeheuer deprimierend die Schwarzen zu beobachten, die völlig verfettet, mit Bierdosen unterm Arm in die drinking-area spazieren. Und in der Nacht hören wir sie dann grölend um die Häuser ziehen.
Wer etwas über das Leben der Aboriginees erfahren will, geht ins Museum oder in ein Visitor Center oder bucht eine Aboriginal Tour. Da erfährt man alles über die Dreamings und die Songlines und hundert Mal wird genau beschrieben, wie die Aboriginees Körberl flechten. Sie verwenden dafür die Rinde eines ganz bestimmten Baumes. Viel Folklore. Nur über die aktuelle soziale Situation erfährt man nichts.
Und Beobachtungen können trügerisch sein. Denn Schwarze, die auf der Straße vor dem Einkaufszentrum sitzen, scheinen völlig heruntergekommen zu sein. Aber offensichtlich ist es einfach nur Teil ihrer Kultur, sich irgendwo auf den Boden zu setzen. Zumal es auch sein kann, dass sie zeigen wollen, dass das IHR Boden ist.
Dialog einer Galeriebesitzerin, die eine Aborginal Malerin nach Hause fahren will, und einer anderen Aboriginee, die sich gerade vor ihrer Galerie auf die Straße gesetzt hat: "Würdest du bitte auf meinen Laden aufpassen während ich nicht da bin. " "Nein." "Warum nicht?" "Schulterzucken".
Geikie Gorge
Trockenen Fußes durch ein Riff
Von Fitzroy Crossing ist es nicht weit
zu einem bezaubernden Gorge, dem Geikie Gorge. Die Wanderung führt durch eine Landschaft, die vor 350 Millionen Jahren unter dem Meeresspiegel lag und ein Reef bildete, das noch immer gut erkennbar ist.
Sehr entspannende Flussfahrt mit einem Touristenboot. Die Krokodile in angenehmer Entfernung, um sich an sie zu gewöhnen.
Wir übernachten in Fitzroy Crossing. Unsere erste Nacht in den Kimberleys. Dieses Bild zeigt einerseits das Gefühl von "laid back", das wir in Fitzroy empfinden, andererseits ist es ganz simpel das Klohäusl bei Nacht.
Weitere Fotos Geiki Gorge National Park
1. September, Tunnel Creek, Windjana Gorge
Tanzende Straßen und riesige Fledermäuse
Von Süden aus fahren wir die Gravel Road zu zwei der berühmtesten Schluchten der Kimberleys. Die Fahrt zu Tunnel Creek und Windjan Gorge ist heftig. Wir spüren, warum Aussies Straßen, die besonders starke Wellen haben, "Dancing Streets" nennen. An die tausend Kilometer dieser gewellten Straßen, der "corrugated roads" liegen vor uns. Außerdem bietet diese Strecke die erste tiefere Furtdruchquerung. Wir lassen einen netten Aussie die Drecksarbeit machen. - Er geht barfuß durch den Creek um zu sehen, ob das Wasser nicht zu tief für unser Auto ist.
750 Meter durch einen Tunnel, in dem zum Teil absolute Finsternis herrscht. - Das ist der Tunnel Creek. Das Problem dabei ist, dass man stellenweise durch knietiefes Wasser waten muss. Ein Süßwasserkorkodil und ein Aal beobachten uns auf dieser kleinen Wanderung durch die Dunkelheit. Meine Hoffnung auf "rudelgehen" erfüllt sich nicht. Wir haben den Tunnel ganz für uns allein, - der nächste Tourbus kommt erst, als wir am Ausgang sind.
In der Mitte des Weges, als der Pfad kurz ins Tageslicht führt, sehen wir unzählige, riesige Fledermäuse an der Höhlendecke und an einigen Bäumen hängen. Ihre Flügel haben bestimmt einen halben Meter Spanntweite. Ihr Kreischen ist beängstigend.
Wir fahren weiter zum Windjana Gorge. Der übliche Stopp für alle Touristen in der Gegend. Trotzdem treffen sich am Bushcamp nur wenige Camper zum Übernachten. Abendrot vom Wohnmobil aus gesehen.
2. September, Windjana Gorge, Gibb River Road
Krokodile und Kakadus
Süßwasserkrokodile, von den Aussies kurz Freshies genannt, sind dem Menschen nicht gefährlich. Andererseits - wenn Dutzende von den Viechern in der Gegend herumliegen, dann weiß man nie. Eine Wanderung im Windjana Gorge bedeutet in jedem Fall den Freshies ziemlich nah zu kommen. Während wir einen Respektabstand von zumindest drei Metern wahren, wagen sich die Kakadus auf wenige Zentimeter an die spitzen Zähne der Krokodile heran.
Wenigstens die vom Reiseführer versprochenen Pythons und giftigen Sandschlangen bleiben uns bei der Wanderung durch den Canyon erspart.
Von Windjana Gorge sind es nur mehr wenige Kilometer bis zur Gibb River Road. Fast 600 Kilometer wollen wir diese Staubstraße entlang fahren. Sie ist in einem wesentlich schimmeren Zustand als wir erhofft haben.
Es gibt mehrere Theorien zu corrugated roads. Manche fahren mit 60 kmh über die Bodenwellen hinweg, andere schwören, dass 80 das ideale Tempo ist. Tatsächlich ist das Risiko mit einem schweren Auto, wie unserem, bei hoher Geschwindigkeit zu groß. Oft müssen wir mit 15 bis 25 Kilometer pro Stunde dahinzuckeln. Wir übernachten am Rande der Gibb River Road, - jener Straße, über die wir in Österreich so oft gesprochen haben. Ein sehr schöner, ruhiger Rastplatz.
Weitere Fotos Tunnel Creek - Windjana National Park
3. September, Bell Gorge
Break Dance auf der Straße
Der Busch, den wir vom Fenster unseres Wohnmobils beim Frühstück sehen, dehnt sich viele hundert Kilometer aus. In diesem Land ist alles irgendwie überdimensional. Sogar das Rindvieh am Straßenrand ist extrem groß. Und die Straßen zum Teil extrem schlecht. So wie die Straße, die in den Bell Gorge führt. Wir haben viele Erzählungen über schlechte Straßen gehört, aber manches muss man offenbar erst selbst erleben, um es verstehen zu können. Wenn uns die Gibb River Road Rock 'n' roll tanzen macht, dann sorgt der Track in den Bell Gorge für Break Dance-Gefühle. Die Wanderung zum Bell Gorge mit seinen Billabongs und das Buschcamp sind dann zwar sehr schön, aber uns sitzt noch die Fahrt in den Knochen. Ganz abgesehen, dass das hier eine der meistbesuchten Gegenden überhaupt ist.
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4. September, Zurück nach Westen
Vorzeitiges Ende einer geplanten Fahrt
oder:"Zu Tode geliebt"
Die Strecke von 30 Kilometer von Bell Gorge zurück an die Gibb River Road dauert mehr als drei Stunden und nervt. Der Zustand der Gibb River ist allerdings nicht viel besser.
Die Bodenwellen sind zum Teil bis zu 15 cm hoch. Die leichten Geländewagen der Aussies und Mietwagen der Touris rasen mit mindest 80 km/h über die corrugation hinweg. Das ist keine 4WD-Strecke, sondern eine öde Rennstrecke. Die wenigen Teile der Fahrt, in der wir den 4WD einsetzen können, zum Beipiel bei der Durchquerung einiger Furten, sind durchaus spannend und eine Herausforderung, die Bodenwellen sind es nicht.
Wir beschließen zurück nach Westen zu fahren und verlassen die Gibb River Road in Derby erleichtert. Nicht immer ist auf Reisen schon der Weg das Ziel. Diese Strecke ist außerdem in den letzten Jahren offensichtlich das Ziel unzähliger Touristen geworden, die einmal die "Gibb" befahren haben wollen. Ein kleiner australischer Reiseführer schreibt: "The Gibb is beeing loved to death".
Daran wollen wir nicht teilhaben und fahren zurück auf den Highway, der über Fitzroy Crossing und Halls Creek in den Norden führt. Wir übernachten an einem stillen Rastplatz direkt am Highway neben einem großen Boab Baum.
5. September, Fitzroy Crossing und Halls Creek
Aboriginal Malerei
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage kommen wir ins Outback-Städtchen
Fitzroy Crossing. Dieses Mal hat die Galerie geöffnet. Wir nehmen uns viel Zeit, beobachten einen Aboriginee beim Malen, und schließlich kauft Bruno vier Bilder einer Aboriginal Malerin.
Die Galerie wird von einer weißen Australierin geführt, aber auch Aboriginees arbeiten hier. Für uns eine der seltenen Gelgenheiten, Aboriginees einmal abseits der Straße zu erleben. Denn obwohl die Aboriginal Community gerade in Fitzroy Crossing Eigentümer des Roadhouses und des Supermarkets sind, sieht man dort fast nur Weiße arbeiten.
Wir fahren weiter und übernachten in Halls Creek, wie Fitzroy Crossing, eine Outback-Stadt mit großer Aboriginal Community.
6. September, Palm Springs
Einsamer Billabong im Busch
50 Kilometer westlich von Halls Creek soll es eine hübsche Gelgenheit zum Schwimmen geben. Der Weg nach Palm Springs führt über eine Straße, die zwar wesentlich schlechter als die Gibb River Road ist, aber da sie viel weniger befahren ist, hält sich die Corrugation in Grenzen und bei niedrigem Tempo bewährt sich unser Wallaby auf schlechten Straßen durchaus. Die Landschaft, durch die wir fahren, ist bezaubend. Wir haben in Australien noch nie Ähnliches gesehen. Sie wirkt wie eine Art Hochebene, allerdings nur in etwas mehr als hundert Meter Höhe.
Das australische Palm Springs besteht aus einem kleinen Palmenhain mit einem Billabong. Ein paar Kilometer weiter, endet ein Track am Sawpit Gorge. Dort haben wir genau das, was uns die Gibb River Road nicht geboten hat, - einen Standplatz samt Swimmingpool für uns allein. Nach insgesamt mehr als 6000 Kilometer Fahrt ist diese Möglichkeit zum Entspannen mehr als willkommen. Während Bruno hart im Nehmen ist, kämpfe ich zwischendurch schon mit meiner Kondition. 37 Grad im Schatten sind zur Zeit ganz normal. Dabei fangen die Fliegen an ziemlich lästig zu werden. Im Wohnmobil gibt es zwar keine Fliegen, aber auf 37 Grad steigt die Temperatur dort locker an.
7. September, zwischen Halls Creek und Wyndham
Entscheidende Nacht
Der Standplatz der letzten Nacht ist von entscheidender Bedeutung für unsere weitere Reiseplanung gewesen. Eine Nacht vor Vollmond waren wir ganz allein im Busch.
Das ist auf beliebten Strecken, wie der Gibb River Road nicht möglich. In den letzten Jahren werden die früher einsamen Plätze von Touristen geradezu überschwemmt. Wer ein bißchen Ruhe und weniger Corrugation auf den Gravel Roads sucht, muss abseits dieser Pfade reisen. Für uns bedeutet das, dass wir heute an Bungle Bungle, einem der berühmtesten Nationalparks, vorbeiziehen. Dafür finden wir einen schönen Billabong kurz vor Wyndham.
Inzwischen ist die Temperatur bis auf 38,7 Grad gestiegen. Der beste Platz tagsüber ist da die Fahrerkabine unseres Wohnmobils mit einer funktionierenden Klimaanlage.
Wir übernachten auf einem Campingplatz in Wyndham. Er wirkt ganz ruhig und entlegen, Kakadus umschwärmen uns, ein Wallaby hüpft an uns vorbei, keine Moskitos, keine Fliegen, der Vollmond scheint
- nur die nahe gelegene Aboriginal Community veranstaltet eine Privatdisco bis zum Morgengrauen.
8., 9. September, El Questro
Buschtrommeln im 21. Jahrhundert
Ein Internettagebuch zu führen, kann im australischen Busch schon zur Herausforderung werden.
Am Ende eines Tages oder nach einer langen Fahrt haben Solaranlage und Batterie genug Kraft getankt, dass ich schreiben kann. Schwieriger ist es, das Tagebuch dann ins Netz zu stellen. Richtige Internetcafes kann man in in größeren Städten finden, nur größere Städte sind selten. In kleineren Orten, mit maximal 400 Einwohnern, kann es schon dauern, bis man irgendwo einen öffentlichen Internetzugang findet. Das können Automaten sein, die ständig nach Münzen rufen und oft genug wartet schon der nächste Backpacker darauf, dass er an die Reihe kommt. So bleibt oft nicht viel Zeit zum mailen. Abgesehen davon, dass wir ohenhin das, was wir zu erzählen haben, ins Tagebuch schreiben.
Und wenn wir endlich einen Internetzugang gefunden haben, heißt dann noch lange nicht, dass dort mehr möglich ist, als mails zu lesen. Manchmal überlässt eine freundliche Angestellte eines Visitor Centers Bruno ihr eigenes Büro oder eine Hotelrezeptionistin lässt Bruno heimlich am Computer ihres Chefs arbeiten. Glücklicherweise haben die keine Ahnung, was der alles mit ihrem Rechner anstellen könnte.
Doch noch einmal Gibb River Road. Für einige Kilometer befahren wir sie von Osten kommend um in das private Nationalparkgebiet El Questro zu gelangen. Die Gibb ist wie immer nervig. Dort herrscht eindeutig mehr Verkehr als auf dem Highway. Aber die Zufahrt zu einigen wunderschönen Wanderungen bietet Bruno Gelegenheit einmal eine richtige 4WD-Strecke zu fahren. Das macht er recht geschickt. Das Auto bewährt sich.
Wir bleiben noch einen Tag in dieser Gegend der Gorges und Billabongs und unternehmen eine recht anspruchsvolle Wanderung zu Thermalquellen mit dem hübschen Namen "Champagne Springs". Auch bei um die 40 Grad können wir Wanderungen sehr genießen, zumal wir an ihrem Ende sehr oft einen Badeplatz finden. Und bei langen und schwierigen Wanderungen werden wir auch von Tourbus-Reisenden verschont.
Weitere Fotos El Questro Wildernes Park
Egal wo wir die Nacht verbringen, - Tiere können wir in der Nähe unseres Wohnmobils fast immer beobachten.
10. September, El Questro
Gute Schuhe und brennender Busch
Ein ausgiebiges Bad in warmen Thermalquellen am frühen Vormittag in Zebedee Springs und ein kurzes Bad in einem eiskalten Pool unter einem Wasserfall in Emma Gorge am Nachmittag.
Die Wanderung zum Wasserfall verlangt gute Schuhe. Die typischen Aussie-Stiefel tragen hier vom Ranger bis zum Nachwuchs fast alle. Eine besonders coole Familie hat sich in Badeschlapfen auf den Weg gemacht. Ich habe natürlich gutes österreichisches Schuhwerk an. Peinlich, dass die Schlapfenträger die Wanderung heil überstehen, während ich mir den Fuß verstauche.
Rauch am Horizont
Buschfeuer säumen den Weg nach Kununurra. Die meisten dieser Brände werden mit Absicht gelegt. Damit wird eine Jahrtausende alte Tradition der Aboriginiees fortgeführt.
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum zu glauben, dass die Ureinwohner Australiens in reiner Harmonie mit der Natur lebten, sich dem Land anpassten, es dabei aber nie veränderten.
Tatsächlich haben sie mit Hilfe des Feuers regelmäßig in die Natur eingegriffen. Dort wo nie Feuer gelegt werden, bleibt Jahr für Jahr mehr dürres Gras und Buschwerk stehen. Ein Blitzschlag oder der Funke eines Lagerfeuers kann so Nahrung finden, die oft hohlen Eukalpytusbäume werden zu Brandfackeln. Diese Feuer lassen sich kaum bekämpfen. Daher hat man sich in den letzten Jahren wieder der alten Aboriginal-Tradition besonnen, kleinere Feuer zu entzünden. Der niederländische Anthropologe Ad Borsom hat in seinem Buch "Mythen und Spiritualität der Aborigines" darüber geschrieben.
11. September, Kununurra
Alter Schnaps und frisches Eis
Nach einer unruhigen Nacht mit Discolärm in Kununurra besuchen wir eine Hoochery, eine Schnapsbrennerei. Neben dem berühmten Bundaberg Rum finden sich in Australien auch etliche kleinere Betriebe, die sich an verschiedenen Rumsorten versuchen. Guter Rum, der lange im Eichenfass gelagert wurde, kann ganz weich im Abgang sein und schmeckt auch wunderbar als Longdrink in kalter Milch.
Kununurra soll das beste Winterklima Australiens haben. Tatsächlich ist es hier mit nur knapp über 30 Grad im Vergleich zu den Kimberleys angenehm kühl. Jedenfalls ideale Bedingungen für die Landwirtschaft. Neben Zuckerrohr werden hier vor allem Melonen angebaut. Mit Mangos und Papayas frisch vom Baum wird auf einer Obstplantage Eis erzeugt und auch gleich serviert.
Der Fruchteisbecher ist zugleich unser Abschiedsessen in WA. Nur wenige Kilometer weiter ist die Grenze zum Northern Territory.
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