AktualisierungOktober 2006
Zwischen Cairns und Townsville
von uschi christl
25., 26. Oktober, Mission Beach und Barrier Reef
Einsame Strände, kaltes Meer
Angenehme Temperaturen, keine Fliegen, kaum Moskitos und eine aktuelle Tageszeitung - dieses Land kann uns immer wieder überraschen. Wir finden diese Annehmlichkeiten in Mission Beach, einem kleinen Ort an der Küste, südlich von Innisfail. Nach einem Umweg über Kuranda in den Atherton Tablelands sind wir an der Ostküste angekommen. Unterwegs haben wir zahllose abgedeckte Häuser gesehen, Spuren, die der Zyklon Anfang dieses Jahres hinterlassen hat.
Mission Beach hat uns schon vor sechs Jahren recht gut gefallen und ist jetzt also Teil unserer ungeplanten "Revival Tour" geworden. Jetzt, am Ende der High Season, gehört uns der Strand fast alleine. Der Preis, den wir dafür bezahlen müssen: An Schwimmen ist wegen der Box Jelley Fish nicht zu denken und die "Wet" ist schon ein wenig zu spüren. Für Bruno heißt das, dafür zu sorgen, dass nicht jeder tropische Regenguss gleich eine Dusche für unser Bett bedeutet.
Von Mission Beach ist es nur einen Hupfer weit zum Barrier Reef, dem nach wie vor schönsten Riff der Welt. Ein Hupfer zu viel für mich. Für Schifferlfahrten auf kleinen Booten bin ich nicht geschaffen. Mir ist kotzübel.
Durch heftige Regenfälle in den letzten Wochen ist das Meer um 4 Grad kühler, als sonst um diese Zeit üblich. Ich bin nahe am Erfrieren...
Sonst: Ein schöner Tag und die Unterwasserwelt am Riff war wieder äußerst beeindruckend.
Und letztlich sind es ja dann immer diese Erinnerungen, diese Bilder im Kopf, die bleiben.
27., 28. Oktober, Broadwater State Forest
Felder und Wälder
Zuckerrohrplantagen bestimmen das Bild unserer Fahrt nach Süden. Neben den Feldern schlängeln sich schmale Schienenstränge, auf denen große Körbe mit der Ernte transportiert werden. Sie führen zu den nahe gelegenen Zuckermühlen, in denen das Zuckerrohr verarbeitet wird.
Seit Wochen beschäftigt mich die Frage, warum Bananen in Australien mit bis zu 10 Dollar pro Kilo so extrem teuer sind. Schließlich wachsen sie doch hier in Hülle und Fülle. Ein Aussie, der auf einer Bananenplantage arbeitet und unser Auto am liebsten gleich kaufen würde, erklärt den Grund: Der Zyklon hat heuer den größten Teil der Ernte vernichtet. Jetzt hängen nur ein paar kümmerliche Früchte an den Stauden.
Kurz vor Ingham fahren wir ein Stück Richtung Osten in den Broadwater State Forest, ein hervorragender Tipp, den wir von Freunden bekommen haben. Das letzte Wegstück führt durch einen Wald, der uns sehr an die Wälder im nördlichen Mühlviertel erinnert. Nach ein paar
Kilometern wird er ganz und gar unmühlviertlerisch und geht in Regenwald über.
Das Bushcamp, in dem wir nächtigen, liegt an einem kleinen Fluss. Zeit zum Schwimmen und für zwei kleine Wanderungen. Das Reptil, das wir dabei sehen, ist sicher 1.20 Meter lang, fürchtet uns aber sehr und flüchtet auf einen Baum. Was wir leider von den riesigen Bremen nicht sagen können, die in Scharen über uns herfallen. Grund dafür, dass wir uns auch bei warmen 33 Grad in dicke Hosen und Hemden hüllen.
Weitere Fotos Broadwater State Forest
Halbzeit
Nach 15.000 Kilometern meint Bruno, dass für ihn das Weiterziehen von einem Ort zum anderen von besonderer Qualität ist. Die Landschaften, die wir nicht nur durchwandert, sondern auch durchfahren haben, sind Teil seines Erlebens. Sein Lebensrhytmus stimmt mit dem Tempo unserer Reise überein.
Ach ja, und dass die Kabine unseres Wohnmobils noch nicht auseinander gefallen ist, dass der Kleber, der alles zusammenhält richtig gewählt ist, dass der Motor wie ein Glöckerl läuft und dass der Schweiss, den Bruno und Harald beim Einbauen der neuen Federn vergossen haben, gut investiert war, das freut ihn.
Fliegen nerven. Moskitos und Bremen quälen. Ameisen krabbeln überall hin. Die Angst vor Schlangen begleitet mich bei jedem Schritt. Die Hitze ist unerträglich. Überfüllte Campingplätze.
Känguruhs grasen im Abendlicht. Wallabys kommen mit ihren Babys im Beutel zu unserem Wohnmobil. Kokaburras sitzen am Baum vor dem Fenster. Der erste Regen. Einsame Buschcamps. Lagerfeuer und Sternderl schaun.
Es gibt keinen Ort, an dem ich jetzt gerade lieber wäre.
Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen als weiter zu reisen.
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